Cable Inglés, das Englische Pier Alquife in Almería
Das Cable Inglés (Englisches Pier) erhielt seinen Namen nach dem Erbauer und Besitzer des Piers, der schottischen Firma The Alquife Mines and Railway Company Limited, die hier das Eisenerz des Bergwerks Alquife in der Provinz Granada auf Schiffe verladen ließ und zu Beginn des 20. Jahrhunderts der wichtigste Exporteur von spanischem Eisenerz war und in Andalusien einfach als Engländer gesehen wurde.
Auch wenn das Bergwerk Alquife bereits zur Zeit der Mauren, insbesondere der Epoche der Nasriden, von großer Bedeutung war, so wurden von dort aus erst mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts bedeutende Mengen an Eisenerz auch exportiert. Der Hafen von Almería wurde für das Unternehmen ab 1899 bedeutend, als die Eisenbahnlinie von Linares nach Almería fertiggestellt worden war und das schottische Unternehmen die Möglichkeit hatte Eisenerz relativ preisgünstig zu exportieren. Das Problem war indes die Strecke vom Bahnhof Almerías bis zu den Schiffen, eine Strecke von rund 900 Metern. Die Lösung sollte daher ein Pier bieten, das direkt vom Bahnhof zu den Schiffen führte, das Cable Inglés.
Im Jahre 1902 erhielt das Unternehmen dann die Genehmigung ein Pier aus Metall zu bauen, einem Material, das Gustaf Eiffel gewissermaßen wenige Jahre früher salonfähig gemacht hatte. Die Konstruktion des Cable Inglés, das bereits 1904 einsatzbereit war, war geradezu revolutionär, denn die Ladung der Wagons fiel direkt in die tiefer liegende Lagerstelle unterhalb der Eisenbahnstrecke und wurde von dort aus, dank der Gravitation, nahezu automatisch auf die Schiffe verladen. Der Vorteil dabei war nicht nur die Einsparung von Arbeitskraft, sondern eine Beladung von 8000 Tonnen benötigte nun nur noch zehn Stunden statt den früheren zehn Tage.
Das Pier Cable Inglés wurde bis 1970 benutzt, auch wenn die Rentabilität der Firma, auf Grund eines Konkurrenten in Almería, insbesondere aber der Konkurrenz aus dem Baskenland, immer schlechter geworden war und der Export von Eisenerz während der letzten Jahre keinerlei Gewinne mehr abwarf. Am 14. Februar 1980 lief dann auch die Lizenz für das Cable Inglés aus und die schottische Firma hatte im Grunde die Auflage das gesamte Pier wieder abzubauen. Das Unternehmen zeigte glücklicherweise keine Eile dabei und 1984 beantragte dann das Kulturministerium Spaniens das Cable Inglés unter Schutz zu stellen, da es sich dabei um ein architektonisches Meisterwerk der Jahrhundertwende handele. Dem Antrag wurde statt gegeben und heute steht das Cable Inglés unter Denkmalschutz.
Im Jahre 2010 wurde das Cable Inglés daher auch restauriert, eine Investition von knapp drei Millionen Euro. Almería will jedoch noch weiter gehen und das Cable Inglés dem Tourismus zugänglich machen, unter anderem durch das Schaffen eines Aussichtspunkt an der äußersten Stelle des Piers.